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Kriegsgräber Altschermbeck
Diese Sammelbegräbnisstätte befindet sich rechtsgelegen an dem äußeren Weg des katholischen Friedhofs in Altschermbeck. Es ist keine ausgesprochen hervorgehobene Anlage. Die Grabstelle wird umfasst von einer kleinen Buchsbaumhecke. Sechs stark verwitterte Ruhrsandsteinquader selber Größe sind hier zu finden. Die gravierten Oberseiten sind glatt, die Kanten und Ränder rau und rustiziert. Kaum mehr leserlich finden sich Namen von sechs polnischen sogenannten Kriegstoten des 2. Weltkrieges darauf. Separate Grabnummern wurden nicht vergeben. Auf einer handschriftlichen Liste in den Akten des Gemeindearchivs finden sich zu den Personen folgende Informationen:
98/1944 | Panek, Wladislawa | Damm 8 | Venenentzündung |
107/1944 | Lukasiewicz, Antoni | Geversdorf | Tiefflieger |
1/1945 | Michalski, Roman | Arensschlucht | Tiefflieger |
1945 | Stannitsche, Anna | Gahlen, Kuhweg 80 | Tuberkulose |
1945 | Iakoblewa, Anna | Damm 507 | Verschüttung |
1945 | Iwanow, Michael | Idunahall | Bombe |
Es ist anzunehmen, dass es sich bei einigen der Toten um Kriegsgefangene handelt, die in Schermbeck und Umgebung als Zwangsarbeiter:innen instrumentalisiert wurden. Zum Beispiel diente das Dachziegelwerk Idunahall in Bricht nachweislich als Kriegsgefangenenlager, auch auf einigen Bauernhöfen in der Region wurden Zwangsarbeiter:innen eingesetzt. Aufgrund ihrer Konfession wurden sie auf dem katholischen Friedhof in Altschermbeck (trotz Zugehörigkeit zum Amt Hervest-Dorsten) beigesetzt. Nach dem Kriegsende 1945 wurde von den Alliierten-Regierungen eine „Nachweisung der Gräber alliierter Soldaten aus den Weltkriegen“ gefordert. Orte, an denen wissentlich Soldaten oder Zivilisten anderer Nationen beerdigt worden waren, mussten gemeldet und genauestens beschrieben werden. Teilweise kam es zu Umbettungen an zentrale Gräberstellen auf Friedhöfen. Diese sollten dann laut Erlass mit einer Kenntlichmachung der bekannten Namen versehen und in einem gepflegten Zustand gehalten werden. Ein Teil der aufgeführten Menschen wurde in Polen als vermisst und in Schermbeck als begraben gemeldet. Über Wladislawa Panek geb. Navrocka (17.09.1913) finden sich im Gemeindearchiv weitere Informationen. Sie lebte zusammen mit ihrem Ehemann Antoni Panek der als „Landarbeiter“ beschrieben wird in Damm Haus Nr. 8. Er selbst hat den am 05.12.1944 ausgestellten Totenschein seiner Frau unterschrieben. Vor ihrem Tod hat sie am 30.10.1944 ein Mädchen zur Welt gebracht welches auf den Namen Irene erhalten hat. Von den Schicksalen zwei weiterer Menschen berichten im Archiv vorliegende Dokumente zu Wanja Jawdak und Germain Guillosson. Erwähnenswert ist außerdem, dass es auf dem Altschermbecker Friedhof eine weitere Reihe gegeben hat, welche als „Ausländerreihe“ betitelt wurde. Auf dieser haben sich unter anderem auch Gräber französischer Kriegsgefangener und Gefallener bis zu ihrer Überführung nach Frankreich befunden.